8. Uraltkäfertreffen Hessisch Oldendorf

Fünf Jahre lang Warten hatte am vergangenen Wochenende ein Ende – ein Jahr später als ursprünglich vorgesehen. Aber das lange Warten hat sich wieder gelohnt, das 8. Uraltkäfertreffen in Hessisch Oldendorf erfüllte wieder alle Erwartungen. 2017 waren Harry Schley und ich zusammen in das kleine Weserstädtchen gefahren und waren einfach nur begeistert gewesen. Damals hatten wir vereinbart, mit seinem VW Typ wieder zusammen zu HO21 zu fahren. Daraus wurde leider nichts, Harry starb gut ein Jahr später.

 

Nun waren Sandra und ich nach Hessisch Oldendorf aufgebrochen und als wir ankamen, mussten wir uns erst einmal einen Parkplatz suchen. Die Innenstadt von Hessisch Oldendorf gehörte den klassischen Volkswagen und außerhalb war alles bis auf den letzten Winkel zugeparkt. Etwas außerhalb oberhalb eines Friedhofs fanden wir einen kleinen Parkplatz und von dort aus waren es nur knapp zehn Minuten Fußweg. Schon auf dem Weg in die City parkten entlang des Weges zahlreiche Klassiker und das nicht nur Volkswagen.

Zunächst einmal passierten wir in der „Lange Straße“ die Reihen der Brezelkäfer. Einer neben dem anderen, aus Deutschland natürlich, aber auch aus den Niederlanden, Belgien, der Schweiz, Großbritannien, Norwegen, Schweden,… Es war unfassbar, wie viele dieser alten Volkswagen hier standen und woher ihre Besitzer kamen. (Zu den Fotos auf das nebenstehende Bild klicken).

Als nächstes ging es in die Südstraße. Die war ganz in der Hand der Karmann Ghia Typ 14, also der „kleinen“ Karmänner. Besonders die frühen Modelle mit den kleinen Lufteinlässen an der Front haben es mir angetan. Auch hier wieder ein multinationales Treffen mit Teilnehmern aus den Benelux-Ländern, Skandinavien und ganz Deutschland. Spätere Modelle mit den großen Blinkern und den an Eisenbahnschienen erinnernden Stoßstangen fehlten völlig. Auch hier geht's mit einem Klick auf das Foto zur Typ 14-Galerie.

Auf dem Marktplatz standen dann die Raritäten von Rometsch, Drews, Dannenhauer & Stauss, Beutler, aber auch drei Fridoline und einige sehr frühe Porsche 356. Alleine drei Lawrence-Modelle von Rometsch standen nebeneinander, ihnen  gegenüber ein Modell Beeskow als Cabriolet. Ganz nebenbei: Johannes Beeskow, der in der Vorkriegszeit u.a. bei Erdmann & Rossi tätig war, wechselte 1956 nach Osnabrück als Leiter der technischen Entwicklung zu Karmann. Vom präsentierten Beutler-Porsche 356 B wurden 1959 nur fünf Exemplare gefertigt.

Weiter ging es auf den Kirchplatz. Hier standen zwar wieder die zahlreichen Hebmüller-Cabriolets, dazu gesellten sich diesmal aber die in Osnabrück gebauten Gegenstücke von Karmann. Ich habe die Hebmüller nicht durchgezählt, aber es müssen mehr als 20 dieser seltenen und heute unbezahlbaren Zweisitzer gewesen sein. Die doch deutlich häufiger vertretenen Käfer Cabrios von Karmann waren hier in der Minderheit. Auch mehrere Polizeicabriolets ergänzten die offenen Varianten der frühen VW Käfer. 

Vor der Kirche präsentierte die Stiftung Automobilmuseum Volkswagen den einstigen Filmstar „Herbie“, der aber genau genommen kein „Uraltkäfer“ war, da er aus dem Jahr 1969 stammte. Den Original-Herbie gab es gleich in achtfacher Ausfertigung, denn im Film wurden rund zwei Dutzend mehr oder weniger identische Fahrzeuge verwendet. Zwei davon sollen sich in Deutschland befinden (ein Promotionsfahrzeug im ZeitHaus Wolfsburg und ein Original-Filmfahrzeug in der legendären Sammlung Grundmann). Der größte Teil der Film-Herbies befindet sich in den USA, weitere in Europa, Asien und Australien. Acht Originalfahrzeuge nun an einem Ort ist schon eine Sensation! Am Kopf des Platzes war die Autostadt mit mehreren besonderen VW Klassikern vertreten, darunter dem Nachbau des VW-Prototyps V3 Typ 60 aus dem Jahr 1936, dem Prototypen VW 38 (einer von drei noch existierenden) und dem 1.000.000. Käfer aus dem Jahr 1955.

In der Kirche konnten VW-Jünger die Wiederauferstehung des einstigen Prototypen W30 aus dem Jahr 1936 sehen - zumindest den aktuellen Stand des Wiederaufbaus. Ein kommendes Heiligtum für die VW-Fans passend in einem Tempel.

Danach ging es in die Schulstraße. Hier parkten 2017 die VW Typ 2 T1, die legendären Bullis der ersten Transporter-generation. Diesmal standen hier die Wehrmachtsfahrzeuge auf Basis des KdF-Wagens, die Typen 82 (Kübelwagen) und 166 (Schwimmwagen). Die brachen aber gerade auf, um an der Weser ein erfrischendes Bad zu nehmen – das allerdings dann nur die Schwimmwagen. 

Weiter ging es wieder in die Lange Straße. Nun ging es an unzählbaren Ovalkäfern vorbei. Ovalis im Neuwagenzustand (oder besser), Ovalis, denen man die Jahrzehnte ansah und Ovalis, bei denen der Begriff „Patina“ schon fragwürdig war. Aber (fast) jeder strahlte seine eigene Faszination aus.

So langsam wurde zur Ausfahrt gestartet. Doch das war diesmal anders als noch vor fünf Jahren. Reihten sich die Fahrzeuge damals in der Langen Straße auf, so verließen kleine Gruppe von Fahrzeugen an verschiedenen Stellen die Innenstadt. Die tollen Bilder von 2017 waren somit nicht möglich. Und wir hatten ein Problem – wo waren die Bullis??? Die Frage konnte schnell beantwortet werden, denn überall waren Helfer in ihren orangen Shirts unterwegs. Die Transporter parkten diesmal auf einem Parkplatz und einer Wiese am Rande der Innenstadt. Also schnell auf die andere Seite, denn immer mehr Fahrzeuge brachen zur Ausfahrt auf. Auf dem „Bulli-Bereich“ angekommen, gab es schon die eine oder andere Lücke. Aber es war noch recht voll und alle Variationen der 1. Generation waren in jedem Zustand zu sehen. Kastenwagen, Doka, Pritsche, Fensterbus, Samba-Bus, Camper, Hochdachtransporter, im Concours-Zustand, mit reichlich Patina und Rost, im Originalzustand oder extrem tiefergelegt – es gab keine Variante, die bei VW gebaut worden war, die hier nicht stand.

Dann ging es wieder in die City, doch zunächst schauten wir noch in der "Von-Ahlefeld-Straße" vorbei. Hier parkten rund ein Dutzend Karmann Ghia Typ 34, dem großen Karmann. 

 

 

Den Start zur Ausfahrt haben wir uns nur kurz angeschaut. Es war diesmal, wie bereits erwähnt, nicht so attraktiv wie 2017, da immer kleine Gruppen an verschiedenen Stellen die Ausfahrt verließen.

 

 

In der letzten Galerie findet ihr u.a. Fotos vom Stand von der Automobilsammlung von Volkswagen Osnabrück mit drei Prototypen, darunter den legendären Prototyp des Karmann Ghia Coupés, einen Stand des VW Typ 3-IG, die das frisch restaurierte Typ 3-Cabriolet aus der Osnabrücker Sammlung zeigten, und einem niederländischen Club mit zeitgenössisch getunten Käfern. Auf dem Weg zu unserem Parkplatz kamen wir an diversen Oldtimern vorbei, die am Straßenrand parkten - nicht nur Volkswagen.

Insgesamt aber hielt HO22 wieder, was wir uns von dieser Veranstaltung versprochen hatten. Ein Volkswagentreffen der Superlative! Dennoch gefiel mir HO17 noch ein wenig besser. Das lag aber weniger am Team um die Familie Grundmann. 2017 war es sonnig, diesmal war es heiß. Diesmal fielen mir eine größere Zahl von schönen Klassikern auf, die mit recht modernen Sportfelgen oder Tiefbettfelgen versehen waren. Aber okay, über Geschmack lässt sich streiten. Meiner ist es nicht. Die schönsten Fotos konnte ich 2017 schießen, als sich die Fahrzeuge zur Ausfahrt in der Langen Straße aufreihten. Diesmal starteten sie an verschiedenen Stellen der Innenstadt. Das war aber vermutlich der großen Anzahl der Fahrzeuge geschuldet. Bei einem Start wie 2017 wären die ersten Fahrzeuge vermutlich schon wieder angekommen, wenn die letzten noch nicht einmal gestartet wären. Aber das wird uns nicht daran hindern, 2026 wieder nach Hessisch Oldendorf zu reisen. Jetzt heißt es wieder, vier Jahre zu warten. Ich hoffe, die Zeit bis dahin mal mit einem Besuch der legendären Grundmann-Sammlung nutzen zu können...

 

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