Bremen Classic Motorshow - Licht  und Schatten und der ÖPNV

Gleich vorweg: Mir hat es auf der diesjährigen BCM gefallen und ich werde, wenn nichts dazwischenkommt, auch wieder zur BCM 2026 fahren.

 

Womit fange ich an? Mit dem, was mir auf der BCM gut gefallen hat oder mit dem, was mir nicht so gut gefallen hat? Oder einfach mit dem, was man erlebt, wenn man mit dem ÖPNV nach Bremen fährt – oder fahren will.

 

Die Anreise

 

Wie viele der Oldtimerfreunde aus dem Osnabrücker Raum stand die Fahrt mit dem RE9 von Osnabrück nach Bremen an. Die meisten IG-Mitglieder fuhren mit dem Zug um 8:37 Uhr. Ich wollte diesmal noch in Ruhe frühstücken und zusammen mit meinem Ex-Kollegen Martin, dem frischgebackenen Rentner, den Zug um 9:37 Uhr nehmen. Zum Osnabrücker Hauptbahnhof sollte es von Hasbergen aus mit dem Bus gehen, der Linie X493. Überpünktlich – am Wochenende fahren die Busse auch gerne mal vor der eigentlichen Abfahrtszeit -  stand ich an der Haltestelle in eisiger Kälte und wartete. Exakt zur Abfahrtszeit – bis dahin sollte der Bus pünktlich kommen – zeigte die App der VOS an: 22 Minuten Verspätung. Das konnte man offenbar nicht eher merken. Jetzt wurde es eng mit dem Erreichen des Zuges, also brachte mich meine liebe Frau Sandra mit dem Auto nach Osnabrück. Fast pünktlich hing es dann weiter. Bis Lemförde. Dort verbrachten wir rund 20 Minuten, ein Signal auf der Strecke hatte eine Störung und es waren bereits mehrere Züge betroffen. Nach diesem kleinen Zwischenstopp ging es dann problemlos weiter und mit 22 Minuten Verspätung kamen wir in Bremen an – drei Minuten nach den Mitgliedern, die eine Stunde vorher gestartet waren.

 

Dann ging es vom Bahnhof direkt rüber zur Messe. Da unsere Tickets schon auf dem Smartphone waren, konnten wir ohne Verzögerung in die warmen Hallen. Vielen Dank an dieser Stelle übrigens an den Veranstalter, der mir zwei Karten zur Verfügung gestellt hatte. Beim Gewinnspiel hatte ich auf die exakte Zahl der Besucher im vergangenen Jahr getippt. Nun konnte der Rundgang starten.

 

Schatten

 

Ich starte mal mit dem, was mir nicht gefallen hat. Die achtziger, neunziger und zweitausender Jahre. Musikalisch weniger ein Problem, aber Fahrzeugmäßig nicht mein Ding. Die sicher hervorragend besetzte Sonderausstellung der Motorräder „Die 80er Jahre – Technik trifft Design“ – habe ich komplett ignoriert und bin vorbeigegangen. Die Halle 6 mit den „Jungen Klassikern“ – auch nur ein ganz kurzer Stopp. Dann der Gang ins Parkhaus – ich wollte gleich wieder umdrehen, weil ich beim Betreten den Eindruck hatte, dass dieses in diesem Jahr gar nicht für Oldtimer geöffnet worden war. Links und rechts überwiegend Mercedes-Benz, die sich gerade erst im „besten“ Youngtimeralter befanden. Wenn ich nicht im anderen Gang zwei VW T2-Busse gesehen hätte… Natürlich gehören auch Fahrzeuge der 1980er und 1990er Jahre zu den Oldtimern, aber diese massive Dominanz war wirklich enttäuschend. „Echte“ Oldtimer waren in diesem Jahr kaum im Parkhaus zu finden. Schade, denn eigentlich gehörte dieses immer zu den Highlights in Bremen. Im Halbschatten dann noch der diesjährige Stand von Volkswagen in der Halle 4. Ein neues Seat-Fahrzeug (oder war es Skoda), ein Bugatti Veyron, eine VW Beetle, naja. Aber auch zwei tolle Polo der 1. Generation, die in diesem Jahr das 50. Jubiläum feiern können.

 

Licht

 

Wenn ich mir noch einmal die Fotos anschaue, dann gab es viel Licht, wenn auch nicht so viel wie in den Vorjahren. Vorkriegsfahrzeuge waren die absolute Ausnahme, aber es gab dennoch recht viele interessante Fahrzeuge. Alleine vier „Schneewittchensärge“ (Volvo 1800 ES) waren zu verkaufen, mehrere VW Käfer ebenfalls - ein schicker Ovalkäfer für 21.400 Euro und zwei Stände weiter ein 1300er von 1970 mit pickelndem Chrom für stolze 25.000 Euro. Highlight wie in jedem Jahr waren die zahlreichen Clubstände. Hier waren zwei Adler Trumpf Junior zu sehen, mehrere Lloyd Alexander, ein Volvo PV 544 Pickup, eine plüschige DS, BMW Isettas, Glas Goggomobile, Daf & Volvo, Ford Escort „Hundeknochen“ und vieles mehr. Ohne die Clubs wäre die BCM nicht halb so interessant.

 

Zu den weiteren Highlights gehören im Foyer und auf der Empore die Mopeds, Roller und Mofas von Kreidler, Vespa, NSU und anderen Herstellern. Es sind nicht nur die Zweiräder alleine, die Gestaltung der Stände durch die sympathischen Clubs auch hier ist immer ein Besuch wert. Da wurden wir noch nie enttäuscht!

 

Die Sonderausstellung bei den Automobilen – „Von Tradition bis Turbo – Japans Sportwagen-Ikonen“ begeisterte mich nur eingeschränkt. Herrlich auf jeden Fall der seltene Toyota 2000 GT von 1967, der kleine Honda S 800 (1970) und auch der Toyota Celica Twin Cam Turbo (Björn Waldegaard; Rallye Elfenbeinküste 1986); die anderen Fahrzeuge aus den 80er und 90er Jahren waren so gar nicht mein Fall. Aber Geschmäcker sind nun einmal verschieden und das ist auch gut so. Sonst wäre es ja langweilig.

 

Herrlich ein gelber Fiat 500. Im Fenster ein Hinweis "ABARTH". Bei näherem Hinsehen las man "Abarth ist dies keiner. Keiner von den 1.000, die gebaut wurden, und auch keiner der 10.000, die davon noch übrig geblieben sind. Und es wird auch keiner.". Das ist doch einmal ein Statement!

 

Auch wenn es ein großes Angebot an Literatur und Modellen gab, ich schaute vergeblich nach den Exemplaren, die bei mir auf der Liste standen.

 

Fazit

 

Mir hat es aufgrund der Fahrzeuge aus den 1980er und 1990er Jahren schon besser gefallen auf der Bremen Classic Motorshow. Aber dank der tollen Clubstände in der Halle drei und im Foyer/Empore war es wieder ein schöner Ausflug nach Bremen. 2026 bin ich sicher erneut dabei und hoffe, dass sich der Trend zu „Neuwagen“ nicht weiter fortsetzt, sondern wieder mehr „richtig altes“ Blech zu sehen ist – vor allem im Parkhaus. Das war in diesem Jahr eine echte Enttäuschung. Aber dafür kann der Veranstalter ja nichts.

 

Nachfolgend findet ihr mein Dutzend persönliche Highlights und anschließend eine dicke Fotogalerie mit den Fahrzeugen, die mir auch sonst noch gut gefallen haben. Das eine oder andere hätte vermutlich auch unter die 12 Highlights gepasst. So z.B. die Ape als Leiterwagen, das DKW-Wehrmachtsgespann, die beiden Hanomag 2/10 PS "Kommißbrot" oder das Dürkopp-Fahrrad. Für Freunde von Autos der 1980er, 1990er und 2000er Jahre könnte die Galerie etwas enttäuschend sein. Kann man nix machen.

 

Übrigens: Die Rückfahrt mit der Bahn klappte reibungslos. 10 Minuten Verspätung sind ja schon fast normal...

Volkswagen Brezelkäfer, Baujahr 1951 „Rheumaklappe“

Mein Favorit in diesem Jahr war dieser aus Chile importierte Brezelkäfer im Zustand 2. Innen und außen ein super Zustand, eine schöne Lackierung, eine harmonische Innenausstattung einfach zum Verlieben. Das non-plus-ultra wäre jetzt noch ein Faltdach gewesen. Unter der Motorhaube befand sich ein 34-PS-Motor, aber der originale Motor gehörte zum Angebot dazu Ein VW-Mitarbeiter, der von Wolfsburg aus nach Chile zum Volkswagenwerk versetzt war, hatte den unrestaurierten Käfer entdeckt, erworben und restaurieren lassen. Seit 2008 ist der Brezel wieder in Deutschland. Laut einem Gutachten soll die „Rheumaklappe“ einen Marktwert von 58.000 Euro haben. Warum übrigens Rheumaklappe? Zur besseren Belüftung hatte der Käfer-Jahrgang 1951 links und rechts vor der Tür eine Klappe, die man öffnen konnte, um Luft in den Innenraum zu bekommen. Von dem Zug sollte man Rheuma bekommen. Das vermutlich eher nicht, aber schon im darauffolgenden Modelljahrgang wurde die Rheumaklappe durch die schwenkbaren Dreiecksfenster in den Türen ersetzt.

Volkswagen Typ 2 T1 Bus, Baujahr 1958

Ein Traum war auch dieser T1 Bus. Einfach einsteigen, losfahren und am Nordseestrand campen. Auch hier eine tolle Farbe, eine herrliche Innenausstattung, Samba-Scheiben vorne, die lackierten Felgen mit Weißwandreifen. In meiner Favoritenliste fast gleichauf mit der „Rheumaklappe“. 2017 kam der Wagen aus Kalifornien und wurde vier Jahre lang restauriert. Angeboten wurde er von einem schwedischen Händler. Kosten sollte er rund 60.000 Euro. Das schönste Fahrzeug im Parkhaus, in dem in diesem Jahr leider kaum „echte“ Oldtimer zu finden waren.

Volkswagen Typ 2 T1 „Doka“, Baujahr 1966

Noch seltener als ein T1-Camper dürfte die Doppelkabine sein. Ein typisches Handwerkerfahrzeug, dass verschlissen wurde und meist anschließend beim Schrotthändler landete. Nicht so dieses unrestaurierte (!) Exemplar. Die Spriegel, Holzleisten und die Plane sind laut Angaben original, vorne aufklappbare Samba-Fenster sollen damals vom Erstkäufer als Extra mitbestellt worden sein. Ein tolles Auto, dass sich sehr gut neben dem T1-Camper von Platz 3 machen würde, aber satte 73.900 Euro kosten sollte.

Toyota 2000 GT, Baujahr 1967

Er war einer der Stars auf der Bremen Classic Motorshow und vermutlich auch das wertvollste Fahrzeug – wobei er nicht zum Verkauf stand, sondern das Highlight der diesjährigen Sonderschau war. Zwischen 1967 und 1970 wurden gerade einmal 351 Fahrzeuge gebaut. Verglichen wurde er oft mit dem ähnlich gestalteten Jaguar E-Type, der nur ein Drittel des 2000 GT kostete. Sein Reihensechszylinder unter der langen Motorhaube leistete 1.988 ccm und die 152 PS beschleunigten den Wagen auf 206 km/h. Konzipiert, konstruiert und gefertigt wurde der Toyota 2000 GT übrigens von einem Konzern, die nie eigene Serienautos fertigte: von Yamaha. Ein Traumwagen, der im Millionenbereich liegen würde, wenn er zum Verkauf stehen würde. Steht er allerdings nicht.

Volkswagen Rometsch Brezelkäfer-Taxi

Gerade einmal 28 Exemplare entstanden vom viertürigen Taxi, dass Johannes Beeskow bei der Karosseriebaufirma Rometsch in Berlin baute. Dazu wurden Käfer in der Mitte aufgeschnitten, um 18 cm verlängert und wieder zusammengeschweißt. Die hinteren Türen waren umgebaute Vordertüren, dahinter befanden sich eine weitere Scheibe und die Winker. Die VW-Rometsch-Taxis waren auch wieder eine Meisterleistung der Berliner, die vor allem durch ihre eleganten Coupés und Cabriolets auf Käfer-Basis berühmt waren. Dieses Fahrzeug ist das einzige Käfer-Taxi, dass noch in Europa existiert, und gehört zur legendären Grundmann-Sammlung in Hessisch-Oldendorf.

Volkswagen Ovalkäfer, Baujahr 1956

Aus dem Land des frischgebackenen Handball-Weltmeisters kam der Händler dieses auffälligen Ovalkäfers. Dieser war am 20.04.1956 an den dänischen Hofbesitzer Peter Østergaard aus Foulom ausgeliefert worden. 1998 wurde er dann vom letzten Besitzer restauriert. Erhalten blieben die originalen Velourssitze, die fortan mit einem Schonbezug überzogen wurden. Laut Tacho hat der Wagen 18.000 hinter sich, aber auch der Händler ist sich sicher, dass er nicht das erste Mal bei 18.000 km steht. Die Farbe wäre mit etwas zu leuchtend und das eingebaute Radio ist Stilbruch. Daher schafft es der 21.400 € teure Ovalkäfer nur auf Platz 6 meiner Favoritenliste.

Citroen DS

Für mich ist die Halle 3 mit den zahlreichen Clubständen immer der schönste Bereich der BCM. Hier präsentieren sich Clubs mit teilweise sehenswert gestalteten Ständen. Beim Citroen-Club war der Stand selbst nicht so besonders, aber das ausgestellte Fahrzeug zog alle Blicke auf sich. Die Karosserie war komplett mit einem flauschigen Teppich überzogen. In den Türen war zu lesen: „Streicheln erlaubt“. Eine wunderbare Idee zum 70. Jubiläums der DS, der „Göttin“ von Citroen.

Volvo 1800 ES „Schneewittchensarg“, Modelljahr 1972

Hierzulande selten ist auch der sportliche Kombi von Volvo, der 1800 ES, auch „Schneewittschensarg“ aufgrund seiner großzügigen Verglasung liebevoll genannt. Insgesamt vier Exemplare wurden in diesem Jahr auf der BCM angeboten, davon zwei bei diesem Händler hier. Mit gefiel der 1800 ES in Oceangreen noch ein wenig besser als das blaue Schwestermodell daneben. Als Motor dient der B20 E mit 1.954 ccm Hubraum und 124 PS. Kosten sollte er 33.900 Euro.

Borgward Isabella TS „Mille Miglia“, Baujahr 1958

Völlig unbekannt war mir bisher, dass Borgward nicht nur bei der Mille Miglia gestartet waren. Daran erinnerte diese Isabella im „Mille-Miglia“-Outfit am Stand des Bremer Borgward-Clubs. Drei Isabella TS waren am 21.06.1958 gestartet. Am darauffolgenden Tag um 15:16 überfährt das Team mit der Startnummer 138 und dem Fahrer Hans Hugo Hoffmann die Ziellinie und holt den Klassensieg in der Klasse TS 1600. Wie gewohnt ein wunderbar gestalteter Stand der Borgward-Freunde.

Kreidler Florett Super/ / Super TS

Zweiräder gab es wie gewohnt im Foyer und auf der Empore zu sehen. Diese Stände verschiedener Clubs sind immer die besten Stände auf der gesamten BCM. Sehr gut gefallen hat mir die Ausstellung verschiedener Kreidler Florett-Modelle wie diese beiden Exemplare. Links eine Kreidler Florett Super Typ K54/2 von 1961 mit 4,2 PS und rechts eine Kreidler Florett Super TS Typ K54/5 aus dem Jahr 1966 mit 5,2 PS. Zwei von mehreren schicken Exemplaren.

Adler Trumpf Junior Sportroadster, Baujahr 1936

Der Adler Motor Veteranen Club e.V. ist jedes Jahr auf der BCM vertreten. In diesem Jahr präsentierte der Club neben einem Adler-Roller und einem –Fahrrad gleich zwei Adler Trumpf Junior Sportroadster. Beide Fahrzeuge stammen aus dem Jahr 1936, besitzen einen 995 ccm großen Vierzylindermotor mit 30 PS. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 100 km/h, Restauriert wurde der grüne Trumpf Junior Sport 1G im Jahr 2010, der blaue Trumpf Junior Sport 1E im Jahr 2017.

Alfa Romeo Giulia Super 1600 Promiscua Polizia Stradale, Baujahr 1971

Dieser 1971 von der Carrozzeria Grazia aus Bologna zum Polizeifahrzeug ausgestattete Alfa Romeo wurde am 08.08.1971 an die Verkehrspolizei von Ancona übergeben, um den Dienst an der Autobahnbehörde abzudecken. Der Wagen ist mit einer vorderen und hinteren Anhängerkupplung, mit Funkgerät und blauem Blinklicht ausgestattet. Da Polizeifahrzeuge oft schnelle Starts durchführen mussten, wurde eine Heizung in den Zylinderkopf eingesetzt, die von Anfang an die optimale Temperatur für maximale Effizienz garantierte, um die 103 PS nutzen zu können. Von den ursprünglich ca. 800 gebauten Modellen in allen Versionen existieren noch rund 6 an die Polizei gelieferte Fahrzeuge.

In der abschließenden Galerie folgen noch mehr als 110 Fotos. Es sind - gerade bei den Zweirädern - noch so viel mehr schöne Fahrzeuge in Bremen gewesen...

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