Hier gibt es in der nächsten Zeit weitere Fahrzeuge zu sehen, die in Osnabrück gebaut wurden. Die Automobilsammlung von Volkswagen Osnabrück beherbergt nicht nur die Fahrzeuge, die in der Ausstellung stehen (zu besichtigen im Rahmen einer Werksführung). In zwei weiteren Hallen stehen noch viele andere Prototypen, Serienmodelle und Studien für viele andere Automobilhersteller. Aber auch Entwürfe von Karmann wie der IDEA stehen dort. Diese Fahrzeuge sollen nach und nach diese Galerie füllen.
Die Bielefelder Dürkopp-Werke waren zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts der erste große Kunde des jungen Osnabrücker Karosseriebauunternehmens Karmann. Dieser hatte 1901 den Kutschenbaubetrieb von Klages übernommen und bereits ein Jahr später die erste Karosserie für einen Motorwagen gebaut – für Dürkopp im nahen Bielefeld. Dieser Dürkopp – das vermutlich älteste noch existierende Fahrzeug mit einer Karmann-Karosserie – entstand im Jahr 1909. Das numerische Kürzel 10/24 PS steht für die Motorleistung von 24 Pferdestärken, aber auch für den Hubraum von ca. 2,6 Litern, beziffert als 10 Steuer-PS. Bei dieser zwischen 1906 und 1928 gültigen Abgaberegelung bedeutet ein Steuer-PS genau 261,8 ccm Brennraumvolumen. Der Begriff Doppelphaeton (Achtung Volkswagen: genau durchlesen!) bezeichnet einen Wagenaufbau mit Seitentüren, zwei vorwärts gerichteten Sitzreihen und einem zu öffnenden Verdeck. Diese Karosserievariante war bis in die frühen 20’er Jahre sehr populär.
Dieser Dürkopp kam 1962 aus der DDR und gelangte zunächst in das Automuseum Nettelstedt. Danach ging er durch die Hände mehrere Sammler, um 1985 wieder bei Dürkopp (der heutigen Dürkopp-Adler AG) zu landen, die jedoch schon seit 1927 keine Automobile mehr bauten.
Angetrieben wird der Dürkopp ND 10/24 PS Doppelphaeton von einem Reihenvierzylinder mit 2.612 ccm und 24 PS. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt ca. 75 km/h. Die Stückzahl dieses Modells liegt bei ca. 10-20 Fahrzeugen.
(Quelle: Wolfgang Blaube/Bremen Classic Motorshow 2017)
Zu den meistgebauten Karmann-Karosserien gehörten auch diese beiden Adler Trumpf Junior Cabriolets. Während das weiße Cabrio aus dem Jahr 1936 an seine Heimatstätte zurückkehrte und einem Mitglied der Oldtimer IG Osnabrück gehört, ist das beige Cabriolet bei einem Schweizer Adlerfreund zu Hause. Den Adler Trumpf Junior baute Karmann ab 1933 als geschlossenen Aufbau und als Cabrio 1,7 AV und als Cabrio 1E.
Foto: Classic Days Schloß Dyck, 2012
Karmann und Adler - diese beiden Namen stehen für eine sehr intensive Zusammenarbeit in den dreißiger Jahren. Für die Frankfurter Adlerwerke baute Karmann nicht nur das Cabrio des Adler Trumpf, sondern auch eine geschlossene Limousine. Das Adler Trumpf Cabriolet 1,7 AV hatte einen Vierzylindermotor mit 1,7 Liter Hubraum und 38 PS. Die bisherige Laufleistung de abgebildeten Cabriolets beträgt 78.837 km.
Foto: Ausstellung PREWAR, Museum Industriekultur Osnabrück
Hanomag gehörte zu den ältesten Kunden der Osnabrücker. Vom Modell „Garant“ fertigte Karmann verschiedene Karosserien, darunter auch diese Limousine, die im Sommer 2015 im Osnabrücker Museum Industriekultur in der Ausstellung „Prewars – Mobilität der 20’er und 30’er Jahre“ zu sehen war. Auch sie gehört zur Automobilsammlung von Volkswagen Osnabrück. Dieser Garant hat einen 1,1 Liter großen Vierzylindermotor mit 23 PS. Die Höchstgeschwindigkeit betrug 82 km/h, der Preis betrug 1935 2.550 Reichsmark.
Foto: Ausstellung PREWARS; Museum Industriekultur, 2015
Auch Ford gehörte schon vor dem Krieg zu den Kunden des Osnabrücker Karosseriebauers. Der Ford Eifel Roadster wurde zwischen 1937 und 1940 jedoch nicht nur bei Karmann in Osnabrück, sondern z.B. auch in Berlin bei Ambi-Budd gebaut. Rund 800 Exemplare baute Karmann von diesem schmucken Zweisitzer. Der abgebildete Ford Eifel Roadster steht im EFA-Museum für deutsche Automobilgeschichte im bayrischen Amerang.
Foto EFA-Automobilmuseum Amerang, 2012
Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte Wilhelm Karmann jede Chance, seine Firma zum Laufen und seine ehemaligen Mitarbeiter zu Lohn und Brot zu bringen. Nach dem Krieg wurden nicht nur schicke Cabriolets gebaut, sondern auch Fahrzeuge wie diese Hanomag Zugmaschine, die 2013 in der Ausstellung „Mobilität nach 1945“ im Museum Industriekultur in Osnabrück zu sehen war. Das Fahrzeug verfügt über einen 20 PS starken Dieselmotor, mit dem man eine Spitzengeschwindigkeit von ca. 20 km/h erreichte und insgesamt 20 Tonnen Anhängelast fortbewegen konnte.
Foto: Ausstellung "Mobilität nach 1945", Museum Industriekultur Osnabrück
Nach dem Erfolg mit dem Karmann Ghia bekam die der Osnabrücker Karosseriebauer weitere Aufträge zur Entwicklung von Nachfolgern des Typ 1. So wurde der EA 47-12 bereits 1955/1956 zusammen mit Ghia in Turin entwickelt. Die Technik stammt vom Käfer, der Prototyp besaß aber fortschrittliche Lösungen wie Querlenker-Vorderachse, drehstabgefederte Hinterräder und Vollsynchrongetriebe. Die Idee des EA 47-12 wurde später in den 60’er Jahren als Typ 3 umgesetzt.
Foto: Automuseum Stiftung Volkswagen, 2015
Vom Typ 3 1500 entwickelte Karmann auch eine offene Version. Mehrere Prototypen wurden gebaut. Auch Verkaufsprospekte sollen schon gedruckt gewesen sein, als sich in Wolfsburg der Daumen über das Cabrio senkte.
Foto: Automuseum Stiftung Volkswagen Wolfsburg, 2015
Dieser Opel gehört zu den begehrtesten Modellen des Rüsselheimer Automobilkonzerns – und er entstand bei Karmann im Werk Rheine. Zwischen 1965 und 1967 wurden nur 347 Opel Diplomat V8 Coupés gebaut, dieses ist das letzte gebaute Exemplar und gelangte über Umwege zum heutigen Vorstandsvorsitzenden der Adam Opel AG.
Das Coupé hat nicht nur eine atemberaubend schöne Form, sondern auch etwas unter der Haube: Mit dem 5,4 Liter-Achtzylindermotor aus der Corvette mit 230 PS war es 1964 das schnellste Serienauto Deutschlands (der Porsche 911 musste noch ein paar Monate auf seine Markteinführung warten). 25.500 Mark kostete das Coupé 1964 – damals erhielt man für den gleichen Betrag auch zweieinhalb Opel Kapitän.
(Quelle: Wolfgang Blaube/Bremen Classic Motorshow 2017)
Karmann stand schon immer für hochwertige Cabriolets und war ein Spezialist, wenn es darum ging, Serienmodelle in offene Varianten zu verwandeln. Dies geschah entweder im Auftrag der Hersteller oder in Eigeninitiative. Letzteres war bei diesem Opel Commodore der Fall. Frisch auf den Markt gekommen, fand gleich ein Coupé den Weg nach Osnabrück. Was dabei entstand, war ein wirklich hochwertiges, luxuriöses Cabriolet mit vier vollwertigen Sitzen, vier versenkbaren Seitenscheiben und einem raumsparenden, elektrohydraulischen Verdeckgestänge. Allerdings hatte dieser Komfort auch seinen Preis: Rund 17.500 Mark sollte der offene Opel Commodore kosten, während die einfachere Variante von Deutsch nur 13.700 Mark kostete. Für diesen Preis bekam der Käufer auch den Diplomat mit vier Türen und einem Achtzylindermotor und so entstanden nur vier Versuchsexemplare bei Karmann. Das auf dem Foto abgebildete Fahrzeug verfügt über einen Reihensechszylinder mit 2.490 ccm und 115 PS und ist rund 175 km/h schnell.
(Quelle: Wolfgang Blaube/Bremen Classic Motorshow 2017)
Dieser Manta war zunächst ein normales Coupé, das als Manta RS bei Opel vom Band lief. Dann kam es zu Karmann nach Osnabrück. Der Osnabrücker Cabrio-Spezialist baute das Coupé zu einem schicken Cabriolet um, in der Hoffnung, dass es den Verantwortlichen von Opel gefallen würde. Doch die sahen offenbar nicht den Markt für die offene Manta-Variante. Nach einigen Präsentationen wurde es 1973 an eine Osnabrückerin verkauft. Diese erlitt keine zwei Jahre später einen schweren Unfall mit dem Cabrio. Aufgrund der Beschädigungen ging der Wagen zwecks Verschrottung zum Verwerter. Doch das Schicksal blieb dem Wagen verwehrt. Der Abschlepper gab das Fahrzeug nicht in die Presse, sondern richtete es wieder her. 1983 erwarb der heutige Besitzer seinen persönlichen Traumwagen. In der Folge gab es einen schweren Hagelschaden und einen weiteren Unfall. Heute steht das Manta-Cabriolet wieder in dem Zustand da, in dem es Karmann seinerzeit Opel präsentierte.
Das Einzelstück verfügt über einen Reihenvierzylinder mit 1.897 ccm und 90 PS, womit es rund 170 km/h schnell ist.
(Quelle: Wolfgang Blaube/Bremen Classic Motorshow 2017)
Zu den letzten Fahrzeugen, die bei Karmann in Osnabrück gebaut wurden, gehört der Chrysler Crossfire. Er entstand zwischen 2003 und 2007 im Auftrag von DaimlerChrysler und basiert auf dem Mercedes SLK Typ 170. Den Crossfire gab es in zwei Varianten, entweder mit einem 3,2 Liter starken V6-Saugmotor mit 218 PS oder als SRT6 mit einem gleich großen Kompressormotor mit 335 PS. Dabei handelt es sich um den um 19 PS gedrosselten Motor des SLK 32 AMG. Insgesamt entstanden 45.506 Coupés und 30.539 Roadster im Osnabrücker Werk
Foto: Unterwegs in Osnabrück, 2016